Der grosse Auftritt

Die Goldmedaille gab es für das „Haus der Rheinischen Heimat“ – unsere Vorgängerinstitution – für den Auftritt bei der Pariser Weltausstellung von 1937. Gezeigt wurden neben einem Diorama, in dem ein Raum des Museums dreidimensional nachgebaut war, einige Schützenfähnchen, ein Schreibzeug aus Westerwälder Steinzeug und das Modell eines Oberländers. Den Preis erhielt das Haus für herausragende Didaktik. Es war bisher der einzige.


Zu sehen ist eine Goldmedallie. Zu sehen ist ein Motiv der Weltausstellung 1937.
Goldmedaille, Weltausstellung Paris 1937,
Inv.-Nr. RM 1938/372. 
Fotografien:rba_d033534_02; rba_d033534_01

Die eigentlichen Künstler waren die Herren (Emil) Dauben und Quax, die als Schreiner im »Haus der Rheinischen Heimat« tätig waren, wie das Rheinische Museum nach seiner Eröffnung im Jahr 1936 genannt wurde. Sie schufen das Diorama, mit dem das Museum auf der Pariser Weltausstellung 1937 den ersten Preis für vorbildliche Konzeption und Didaktik erhielt. Es stellt einen Schaukasten dar, in den ein Raum des Museums eingebaut ist mit folgender übersetzter Beschriftung: »Die politische und soziale Entwicklung einer Provinz wird mittels statistischen und graphischen Schaubildern gezeigt, unterstützt durch die Präsentation von Objekten«. (Auf die Objekte wurde beim Diorama verzichtet, weswegen der kahle Raum mit Beschriftungstafeln auch den Charme einer Ausnüchterungszelle versprüht.) Seitens der Pariser Ausstellungsleitung war das Artefakt für einen dunklen Raum gedacht, in dem die Dioramen der teilnehmenden europäischen Museen aquariumsartig beleuchtet den Höhepunkt der musealen Präsentation darstellten.

Die Bilder von der Pariser Ausstellung gingen um die Welt. Besonders eingeprägt haben sich der sowjetische Pavillon mit Monumentalstatuen mit Hammer und Sichel und, genau gegenüber, der Pavillon des Deutschen Reiches, von Albert Speer entworfen und bekrönt mit einem gigantischen Reichsadler mit Hakenkreuz: Konkurrenz der Diktaturen. Im deutschen Pavillon präsentierte sich auch das »Haus der Rheinischen Heimat«.

An Realien bot das Museum jedoch nur bescheidene Exponate auf: vier Schützenfähnchen, ein herzförmiges Schreibzeug aus Westerwälder Steinzeug (das eigentlich dem Kunstgewerbemuseum gehörte) und das Modell eines Oberländers, eines rheinischen Lastschiffs, was nicht so recht zum Motto der Ausstellung »Kunst und Technik im Leben der Gegenwart« zu passen scheint. (Womöglich fürchtete das Museum Transportschäden oder sogar den Verlust von kostbareren Ausstellungsstücken wie ein Reliquiar oder ein Astrolabium.)

Die matt schimmernde Goldmedaille ist jedenfalls nicht aus dem edlen Metall, sondern nur aus Bronze, wie aus dem Stempel am Rand hervorgeht – dafür vergoldet. Die Medaille zeigt auf der Vorderseite eine antikisch anmutende Frauengestalt mit flehend erhobenen Händen und hinter ihr auf Wolken vier Musen, darunter Terpsichore mit ihrer Leier, dazu die Umschrift »Paris MCMXXXVII Exposition Internationale« (Paris 1937 Weltausstellung). Auf der Rückseite gleitet ein Dreimaster, das heraldische Symbol der Stadt Paris, durch die Seine-Wellen, im unteren Drittel – begleitet von zwei Olivenzweigen – steht das Motto der Ausstellung »Arts et Techniques«. Wenn auch das Diorama nicht mehr erhalten ist, bleibt doch die Medaille als Erinnerung an den einzigen internationalen Preis, den das Museum bisher erhielt.


Goldmedaille, Weltausstellung Paris 1937, Bronze, vergoldet; Dm: 8 cm, Dicke: 0,6 cm, Inv.-Nr. RM 1938/372. Überweisung des Reichsaußenministeriums Berlin, 1938. Fotografien: rba_d033534_02; rba_d033534_01

Autor: Beatrix Alexander