Religiöses
Die Sammlung typischer religiöser Gegenstände der großen christlichen Konfessionen wird in den 1920er-Jahren um Objekte des jüdischen Glaubens erweitert. In jüngster Zeit sammeln wir zudem vermehrt Zeugnisse der Religiosität der vielen Migrantengruppen in Köln.
Gebetsteppich: Museum mit Migrationshintergrund
Migration ist nicht ein Phänomen der letzten Jahre, sondern ein Dauerphänomen, das sich seit der Antike bis heute in je unterschiedlicher Gestalt ausgeprägt hat. Straßennamen zeugen von wandernden Volksstämmen des Mittelalters in Köln, Kaufleute aus Italien oder Frankreich wie die Farina oder die Foveaux ließen sich im 18. Jh. in Deutschland nieder und die Nachkriegseinwanderung begann schon vor dem ersten Anwerbeabkommen mit Italien 1955.
Doch erst seit den 1990er Jahren ist das Thema Migration Gegenstand musealen Interesses. So kam dieser Gebetsteppich 1995 ins Kölnische Stadtmuseum.
Ofenplatte mit biblischem Thema: Vertreibung aus dem Paradies …
Vertreibung aus dem Paradies … aber nicht aus Köln. Während auf dem oberen Feld der Ofenplatte aus Gusseisen die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies gezeigt wird, halten im unteren Drittel der Platte zwei stolze Greife ein Wappen der Stadt Köln. Diese gusseiserne Reliefplatte war als Teil eines Kastenofens kein Einzelstück, sondern war im Verbund mit passenden biblischen Themen angebracht.
Sederteller: Die vier Söhne der Haggada
Der Sederteller ist fester Bestandteil des jüdischen Pessach-Festes; der Seder-Abend bildet den Auftakt der Feierlichkeiten. »Seder« bedeutet Ordnung, insbesondere dieser erste Abend unterliegt über Jahrhunderte gelebten Regeln. Neben Mazzoth, Salzwasser und Weinbecher wird mit dem Sederteller der Tisch für die Gäste gedeckt, auf ihm werden sechs verschiedene Gaben (Speisen) angeordnet. Jeder Gast hat eine Haggada (Erzählung) an seinem Platz liegen, aus der am Sederabend vorgelesen wird. Der Abend dient der religiösen Unterweisung der nächsten Generation und hat auch deshalb einen hohen Stellenwert unter den Feiertagen.
Tefillin-Kapsel: Als in Köln die Synagogen brannten
Dieses kleine, nur wenige Zentimeter große Objekt ist ein bedeutendes Zeugnis der Stadtgeschichte. Die Tefillin-Kapsel wurde nach dem Pogrom vom 9./10. November 1938 im Schutt der der Synagoge in der Kölner Glockengasse gefunden.
Gedenktuch: Vision der Emanzipation
Als bedeutende Ergänzung der Judaica-Sammlung wurde 1963 dieses Gedenktuch geschenkt. Es zeigt einen jüdischen Jom-Kippur-Gottesdienst im deutschen Heer vor dem belagerten Metz im Oktober 1870. Allerdings ist dieses Tuch weniger eine Erinnerung an ein Ereignis als vielmehr Zeugnis des jüdischen Strebens nach Gleichberechtigung.
J. Kleefisch, Tabernakeltür: Engel und Cherubine
Das Kölner Goldschmiedeatelier Hermeling besaß vor allem unter der Führung von Gabriel Hermeling, aber auch unter seinem Nachfolger, seinem Schwiegersohn Joseph Kleefisch, nicht nur in Köln einen hervorragenden Ruf. 1977 bekam das Kölnische Stadtmuseum von einem ungenannt gebliebenen Stifter zwei qualitätsvoll ausgeführte Tabernakeltüren aus vergoldetem Silber mit Emails und Bergkristall aus der Zeit um 1905 geschenkt.
Kippa zum Papstbesuch: Nicht nur Megaparty?
Mit dem XX. Weltjugendtag vom 11. bis zum 21. August 2005 fand in Köln ein kirchliches Weltereignis statt, das etwa eine Million junge Menschen aus aller Welt hierherzog.
Am Rande des Großereignisses fand eine kleine historisch und interreligiös sehr bedeutende Veranstaltung in der Kölner Synagoge an der Roonstraße statt: Auf Einladung des Rabbiners Natanel Teitelbaum war Papst Benedikt XVI. am 19. August 2005 zu einer religiösen Feierstunde dorthin gekommen und wurde als Brückenbauer zwischen Judentum und Christentum begrüßt. Der frühere Direktor des Stadtmuseums, Dr. Werner Schäfke, nahm an der Feierstunde teil, zu der er – wie alle anwesenden Männer – diese eigens für den Anlass hergestellte Kippa trug.