Hundsgugel aus Berlin

Die Hundsgugel war im 14. Jahrhundert in ganz Deutschland verbreitet und gehörte neben Kettenhemd und Schwert zur Standardausrüstung jedes Ritters, Bürgers oder Knechts. Durch die konische Form nach oben und vorn und die kleinen Augenschlitze bot der Helm wenig Angriffsfläche: Schwerter und andere Waffen glitten von dieser Form leicht ab. „Gugel“ ist das mittelalterliche Wort für Kapuze; zusammen mit dem spitz nach vorn gezogenen Klappvisier, erinnernd an eine Hundeschnauze, ergibt sich der eigentümliche Name. 


Man sieht eine alte Ritterhaube mit Klappvisier.
Beckenhaube mit Klappvisier (Hundsgugel), Mitte des 14. Jahrhunderts. Foto: rba_d005656

Zur Standardausrüstung des Kämpfers Ende des 14. Jahrhunderts gehörten ein Kettenhemd, ein Schwert und eine Hundsgugel. Genutzt wurde sie von allen, »ritter und knecht, burger und reisige leut«, wie in den Fasti Limpurgenses für das Jahr 1389 zu lesen ist. Deutlich zu sehen ist, woher dieser Helmtyp seine außergewöhnliche Form und seinen Namen hat: von der Kapuze (im Mittelalter: Gugel), die schon in der Antike als Schutz gegen Regen und Wind getragen wurde. Das spitze, hundeschnauzenartige Klappvisier tat das Übrige dazu.

Doch der konische Korpus des Helms, der über und vor dem Kopf spitz ausläuft, war nicht nur eine Modeerscheinung mit traditionellem Vorbild, sondern eignete sich auch hervorragend für den Kampf: Schwerter und andere Waffen glitten von dieser Form leichter ab, der Träger war besser geschützt. Außerdem erleichterte der durch die Wölbung vor dem Gesicht entstehende Raum das Atmen. Das mit einem Scharnier befestigte Vorderteil ermöglichte dem Träger ein eingeschränktes Sichtfeld durch zwei Augenschlitze. Die Ventilation wurde durch neun Löcher auf der rechten Helmseite und zwei weitere unter der Nase gewährleistet. Durch die in Schlitzen ausgeführte Mundpartie scheint die Gugel fratzenhaft zu grinsen. Im Inventarbucheintrag ist noch ein Verweis auf die italienische Herkunft des Helms zu finden, jedoch wurden solche Helme vor allem im deutschsprachigen Raum benutzt.

Der Umzug des Kölnischen Stadtmuseum ins Zeughaus 1958 bedeutete nicht nur eine neue Wirkungsstätte, sondern auch den Rückgriff auf einen historischen Kontext. Das Zeughaus (erbaut 1594– 1606) war als städtisches Waffendepot seit jeher ein Ort zur Aufbewahrung von Rüstungen, Waffen, Kanonen, Gewehren und sonstigem militärischen Gerät gewesen. Noch Ende des 18. Jahrhunderts berichtet ein Reisender, dass für »15.000 Mann alte Rüstung in dem Zeughause sey«. Die Franzosen räumten das Zeughaus nach 1794; seitdem fehlen viele Rüstungen im Bestand des Museums.

Dennoch sind 1888 auch Teile der Waffenbestände des Zeughauses in das neu gegründete Historische Museum überführt worden. Fotos der Inszenierungen der ersten rund 20 Jahre zeigen, wie stark Waffen und Rüstungen in der Präsentation des Hauses vertreten waren. Die reichsstädtische Zeit (de facto ab 1288, de jure von 1475–1794) bildete dabei die zentrale Handlungsebene. Viele andere Epochen wurden nicht oder kaum behandelt.

Diese Hundsgugel gehörte nicht zu den Rüstungen, die damals im Kölner Zeughaus verwahrt wurden. Sie kam 1939 aus einem anderen Zeughaus – nämlich dem Berliner, in dem sich heute das Deutsche Historische Museum befindet. Die Nationalsozialisten installierten im Berliner Zeughaus eine Ausstellung über den Ersten Weltkrieg und nutzten es für propagandistische Zwecke. Die große Sammlung historischer Waffen und Rüstungen, die dort schon seit 1828 untergebracht und ausgestellt worden war, spielte nur noch eine untergeordnete Rolle. Womöglich gab dies auch den Ausschlag, Teile der Bestände an andere Häuser zu verkaufen. Die Hundsgugel ging für 1.200 Reichsmark nach Köln.

Im Mittelalter waren die Kosten für einen solchen Helm so hoch, dass er durchaus von Vater zu Sohn vererbt wurde. Eine Reparaturstelle am rechten unteren Rand zeigt, dass einem der früheren Besitzer am Erhalt des Helmes gelegen war.


Beckenhaube mit Klappvisier (Hundsgugel), Mitte des 14. Jahrhunderts, Stahl, H: 30 cm, Dm: 30 cm, Inv.-Nr. RM 1939/183 = W 2. Ankauf vom Staatlichen Zeughaus, Berlin (alte Inventarnummer AK 14312). Foto: rba_d005656

Autor: Sascha Pries M. A.