Belgien in Deutschland
Dieses Plakat von 1948 ist das erste Zeichen einer Annäherung zwischen Belgiern und Kölnern. Als Teil der britischen Besatzungszone und unter britischem Befehl hatten die Belgier 1945 Quartier in Köln bezogen. Das Verhältnis zu den Kölnern blieb lange schwierig, so galt in der belgischen Armee doch striktes Fraternisierungsverbot, die Kölner litten unter der Beschlagnahme von knappem Wohnraum zu militärischen Zwecken. Die britische Regierung musste häufig vermittelnd eingreifen, dieses Fest war ein erster Versuch der Versöhnung, 1950 wurde das Belgische Haus als Kulturinstitut am Neumarkt eröffnet.
Am 31. Dezember 2005 endete die Besatzung der Belgier mit dem Abzug aus dem belgischen Camp Vogelsang. 1945 als Besatzer gekommen, ging man in partnerschaftlicher Freundschaft.
Bereits vor Ende des Zweiten Weltkriegs beratschlagte die belgische Exilregierung in London über die Politik gegenüber einem besiegten Deutschland. Man wollte Besatzungsmacht mit eigenem Besatzungsgebiet in Deutschland sein. Für die territorialen Ansprüche orientierte man sich entlang der deutsch-belgischen und deutsch-niederländischen Grenze mit den in den 1920er Jahren besetzten Gebieten. Die Teilhabe an der Besatzung versprach ökonomische und territoriale Reparationen Deutschlands. Doch die auf der Potsdamer Konferenz beschlossene geographische Neuordnung Deutschlands sah keine eigenständige belgische Besatzungszone vor. Die belgischen Truppen sollten vielmehr Teile der britischen Zone besetzen und unter britischem Befehl agieren. Hier konzentrierten sich die belgischen Interessen besonders auf den ressourcenreichen Köln-Aachener Raum.
Das Gros der 75.000 belgischen Soldaten, die 1945 in Deutschland kämpften, setzte sich aus Freiwilligen zusammen, die sich nach der Befreiung Belgiens 1944 zum Kampf gemeldet hatten. Es waren größtenteils junge Männer, die zwei deutsche Besatzungen innerhalb eines Vierteljahrhunderts erlebt hatten und deren Motivation sich unter anderem aus »ressentimentgeladenen Revanchismus und ökonomischen Antrieben« ergab (Brüll, S. 182). Eine Mischung, die ihr Konfliktpotenzial schnell zeigte.
Zwar waren die Befugnisse der belgischen Truppen gegenüber denen der Briten eingeschränkt, doch hatten sie durchaus das Recht, Beschlagnahmungen von Häusern vorzunehmen, um diese zu militärischen Zwecken zu nutzen. In einer Stadt wie Köln, in der durch die schweren Zerstörungen Wohnraum ohnehin knapp war, entwickelten sich die fortlaufenden Requisitionen zu einem zunehmend größer werdenden Konfliktherd. Immer öfter musste die britische Regierung vermittelnd eingreifen. Die Tatsache, dass zeitgleich 200.000 Flüchtlinge aus dem Osten Deutschlands nach Köln kamen, veranlasste den Kölner Erzbischof Kardinal Frings in einem Brief an den Erzbischof von Mechelen-Brüssel an das in der katholischen Familie der Glaubensbrüder vorherrschende Gebot der Nächstenliebe zu appellieren. Diesem Appell wurde von belgischer Seite mit dem Argument begegnet, dass es besser sei, wenn es einigen deutschen Familien schlecht gehe als den belgischen Offizieren.
Während die Briten eine Politik der Annäherung an die deutsche Bevölkerung verfolgten, taten sich die Belgier mit dieser Politik schwerer, auch wenn sie als Mitverantwortliche in der britischen Besatzungszone dem britischen Kurs verpflichtet waren. Nichts deutete bis dato auf eine belgischdeutsche Annäherung hin, zumal in der belgischen Armee strengste Fraternisierungsverbote galten. Und dennoch erkannte man besonders in Köln, wie wichtig die Intensivierung der belgisch-deutschen Kontakte war. So schlug Oberstleutnant Felix Nannan die Gründung eines wirtschaftlichen und kulturellen Zentrums in Köln vor, in dem den Deutschen »die Verbreitung unserer Kultur, unserer Kunst und unserer wirtschaftlichen Möglichkeit« nähergebracht werden könne. 1950 wurde das Belgische Haus als Kulturinstitut am Neumarkt eröffnet, in dem sich bis heute eine Ausstellungshalle sowie das belgische Konsulat für Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland befinden.
Ein erstes Zeichen dieser neuen belgischen Politik der Annäherung und Unterstützung war die Durchführung des Historischen Festes im Juli 1948 im Stadion zugunsten des Hilfswerks der Stadt Köln, das sich um die Heimkehrer und Kriegsgefangenen kümmerte. Hierfür warb das Plakat.
Das Kölnische Stadtmuseum sammelt auch Plakate zu Köln, um an solche Veranstaltungen und deren geschichtliche Bedeutung zu erinnern. Zu diesem Zweck wurde es 2005 bei der Galerie Prospect, Dellingen, für 450 Euro erworben.
Willi Gauchel: Plakat zum Historischen Fest der belgischen Armee im Kölner Stadion 1948, Lüdenscheid, 1948. Offset-Druck, H: 97 cm, B: 64 cm. Inv.-Nr. KSM 2004/214. Foto: rba_d033528
Autor: Sascha Pries M.A.