Grafik und Fotografie
Der umfangreiche Bestand der Graphischen Sammlung ist aus den Schätzen des Archivs der städtischen Mittwochs-Rentkammer hervorgegangen, der in der reichsstädtischen Zeit das Bauwesen unterstand. Von zunehmender Bedeutung ist die der Graphischen Sammlung angegliederte Fotosammlung, die unter anderem einzigartige Abzüge aus der Frühzeit der Fotografie aufweist.
Stammbuch: In aller Freundschaft
Das Stammbuch des Kölner Weinhändlers und Hansekaufmanns Gerhard Pilgrum ist ein besonders schönes Exemplar seiner Art: voller Miniaturen wie dieser, die eine Szene aus der Belagerung Wiens um 1530 darstellen könnte. Eine dramatische Zusammenstellung: Explosion, Pulverdampf, Einschuss und Blutaustritt aus der Schusswunde – alles in einem Bild.
Einladung zum Schießspiel: Gesucht: Der rheinische Schützenkönig!
Dieser seltene Druck von 1480 ist eine Einladung an die Schützenbrüder der Stadt Köln, an einem Schützenwettbewerb des Mainzer Kurfürsten teilzunehmen. Der Kreis unter dem Text entspricht der Größe der Zielscheibe. So konnten die Schützen schon einmal üben – das Preisgeld lag bei 40 Gulden!
Wappenstammbuch: Der verlorene Schatz
Dieses Wappenstammbuch muss man sich wie eine prachtvolle Handschrift vorstellen, die mit zahlreichen Wappendarstellungen, Allegorien, Porträts bedeutender Zeitgenossen und Herrscher illustriert ist. »Man muss es sich vorstellen«, denn das Original ist nicht mehr da… Es wurde aus der Graphischen Sammlung des Museums entwendet.
A. Braun, Handelshaus: Eine Handelsgeschichte
Der Kölner Künstler Augustin Braun dokumentierte mit seinem Blatt ein Stück Kölner Wirtschaftsgeschichte des 17. Jahrhunderts – es zeigt vor dem Hintergrund der Stadt Köln einen florierenden Textilhandel.
W. Hollar, Stadtansicht: Mit oder ohne – wie es der Obrigkeit gefällt
Eine der bekanntesten frühneuzeitlichen Darstellungen des Kölner Panoramas schuf der böhmische Künstler Wenzel Hollar im Jahr 1636. Die Druckplatten blieben erhalten, wenn auch in reduzierter Form – das befestigte Deutz musste wieder entfernt werden.
J. Vinckboons, Groß St. Martin: Köln als romantische Ruinenkulisse
Das Fischkaufhaus war seit seinem Bau ein Brennpunkt der stadtkölnischen Wirtschaft gewesen. Hier wurde vor allem der wichtige Hering gehandelt. Eines der wenigen bildlichen Zeugnisse davon gibt diese Zeichnung von J. Vinckboons, der seine Rheinreise in einem Skizzenbuch festhielt.
Kölner Straßenverzeichnis: Wiedervereinigung 1813
Nach der kampflosen Übergabe des Stadtschlüssels an die Franzosen 1794 war für Köln die Zeit der Freien Reichsstadt beendet. Seit dem Frieden von Lunéville von 1801 gehörte Köln auch völkerrechtlich zu Frankreich. Die Kölner mussten nun nicht nur Französisch lernen, sondern sich auch an zweisprachige Straßenschilder gewöhnen. Mit der Übersetzung der Straßennamen wurde Professor Ferdinand Franz Wallraf beauftragt. Der aufklärerische Wallraf nutzte die Gelegenheit zu einer Bereinigung vormals vulgärer oder ihm lächerlich erscheinender Straßennamen.
Brettspiel: Ritterschlag oder Tod – ein Spiel für die Jugend
Das Mittelalter war im 19. Jahrhundert beliebt. Bei diesem Spiel wartete am Ende der Tod – oder der Ritterschlag auf die Spieler. Der Jugend wurden nebenbei spielerisch bürgerliche Bildung und angemessenes Sozialverhalten vermittelt.
Lithografie 1848: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen
Dieses Spottblatt bezieht sich auf das Scheitern der Revolution in Köln nach der kampflosen Aufgabe der Barrikaden am 25. September 1848. Mit ironischer Schadenfreude stellt der unbekannte Künstler das Verhalten der Kölner Revolutionäre als karnevalistische Belustigung dar.
Mitglieder der 48er-Revolution: Elite der deutschen Revolution
Das Jahr 1848 polarisierte – und die Deutschen scheuten sich nicht, Stellung zu beziehen. Rechnete man sich zur Minderheit der Linken, dann erwarb man eine Lithografie, die die Heroen der Linken im Frankfurter Parlament zeigte, darunter auch den Kölner Robert Blum als Märtyrer der Revolution.
Feder- und Bleistiftzeichnung: Schauprozess des Polizeistaats
Die Zeichnung dokumentiert einen öffentlichen „Kommunistenprozess“ im Jahr 1852 – vier Jahre nach dem Revolutionsjahr 1848. Richter, Staatsanwälte, Angeklagte, Verteidiger und Geschworene sind bei der Sitzung im Appellationsgerichtshof ebenso anwesend wie interessierte Bürger im Vordergrund der Darstellung.
C. Marville, Rathauslaube: Abbruchreif?
Die älteste Fotografie im Bestand des Kölnischen Stadtmuseums stammt von einem Franzosen. Charles Marville dokumentierte 1853 die Kölner Rathauslaube, bevor sie in den folgenden Jahren wie das gesamte Rathaus einer tiefgreifenden verändernden Modernisierung unterzogen wurde.
V. Statz, Ansicht von St. Mauritius: Der »kleine Dom« am Rande der Altstadt
Diese lavierte Federzeichnung zeigt eine neugotische Kirche in idyllischer Stadtlandschaft, die 1857 aber noch gar nicht gebaut war. Der Kölner Architekt Vinzenz Statz präsentiert hier mitten in den scharfen Diskussionen um den Abriss der wertvollen romanischen Vorgängerkirche St. Mauritius einen Entwurf für einen wegweisenden sakralen Bau der Neugotik in Köln. Schon vier Jahre später war es soweit: Die baufällige Vorgängerkirche wurde abgerissen und zwischen 1861 und 1866 konnte Statz seine neugotischen Träume architektonisch umsetzen. Diesem Kirchengebäude, das bei seiner Vollendung als „kleiner Dom“ gefeiert wurde, war aber nur eine kurze Lebensdauer bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg beschieden.
E. von Steinle, Treppenhaus-Fresko: Eine schwierige Geburt
Elf Jahre nach der Zerstörung des alten Wallraf-Richartz-Museums und – damit verbunden – der Fresken von Eduard von Steinle (entstanden 1861 bis 1864 im dortigen Treppenhaus) erwarb das Stadtmuseum 1954 aus dem Nachlass der Erben des Künstlers vier Vorentwurfszeichnungen: »Die neueste Renaissance der Kunst« (1550–1825) und »Der Ausbau des Domes« (1825–1855).
W. Scheiner, Weyertor: Verschwundenes Köln
Vor dem Abbruch der seinerzeit noch erhaltenen mittelalterlichen Stadtumwallung, der größten nördlich der Alpen, hatte Jakob Scheiner, der Vater des Maler Wilhelm Scheiner, vom Kölner Museumsverein den Auftrag erhalten, zumindest die Stadttore zu dokumentieren, bevor sie, bis auf den bescheidenen Rest von vier Toren und zwei kleineren Bauabschnitten, verschwanden. Wilhelm Scheiner zeigt zehn Jahre später das vor der Niederlegung stehende Weyertor flankiert von neu entstandenen Gebäuden.
C. Baedeker, Köln – Am Bollwerk: Vom Rhein in die Welt
Die Eröffnung des Rheinauhafens 1898 erlaubte eine großzügige Umgestaltung des Kölner Altstadtufers, in vielen Fotografien von Carl Baedeker und anderen festgehalten. Die als wertvoll erachteten Baureste wurden im Stapelhaus wiederverwendet und fielen dem Bombenkrieg zum Opfer.
W. Scheiner, Ansicht von Deutz: Schäl Sick
Das Aquarell »Ansicht von Deutz« des Deutzer Malers Wilhelm Scheiner, entstanden um 1900, ist eine bis ins letzte Detail präzise Abbildung des Deutzer Rheinufers zur damaligen Zeit. Dank dem höchst modernen Verfahren, den zu malenden Gegenstand erst zu fotografieren, um ihn dann im Atelier per Projektion auf Malkarton zu bringen, war es Schreiner möglich, alle rechtsrheinischen Highlights fotografisch genau abzubilden. Gut zu erkennen sind von rechts St. Heribert, die Schiffbrücke, der Bahnhof der Bergisch-Märkischen Eisenbahn und ganz links im Bild die Kavallerie-Kaserne.
C. Rüdell, Köln – Alter Markt: Kölner Leben
Carl Rüdell (1855 – 1939) war Architekt und Maler. In zahlreichen Gemälden und Aquarellen, von denen etwa 40 ins Kölnische Stadtmuseum gelangten, zeigte er sich als wahrheitsgetreuer Chronist seiner Wahlheimat Köln. Das um 1910 entstandene Aquarell dokumentiert das lebhafte geschäftliche Treiben mit einkaufendem Publikum und den unvermeidlichen »Maatwievern« auf dem Alter Markt.
R. Anheißer, Brügge: Von der Maas bis an die Memel …
Seit den 1950er-Jahren hatte das Kölnische Stadtmuseum mehrere große grafische Konvolute aus dem Nachlass des 1949 verstorbenen Roland Anheisser erworben. Neben Motiven aus Köln finden sich darunter Bilder aus ganz Europa.
M. Brunthaler, Bild eines Bruders: Künstler im Krieg
In einer der Materialschlachten des Ersten Weltkrieges fiel am 22. September 1915 der erst fünfundzwanzigjährige Kölner Künstler Michael Brunthaler. Er wurde u. a. von Josef Haubrich gefördert und war zeitweise Schüler von Max Liebermann.
Im Kölnischen Stadtmuseum befinden sich sechs Ölgemälde und drei Zeichnungen. Hier hat Brunthaler einen seiner drei Brüder mit Kohle gezeichnet. Mit schief sitzender Militärmütze und weit aufgerissenen Augen verrät dieses Porträt den Einfluss des Spätimpressionisten Liebermann. Leben und Kunst Brunthalers zeigen auch, wie die Kriegsbegeisterung selbst progressive Künstler der Avantgarde ergriffen hatte.
Fotoalbum »Kölscher Boor«: Des Bauernfängers reiche Beute
Lokalpatriotisches Sponsoring im Krieg: Wie andere Städte im Reich auch, so besaß Köln eine Nagelfigur, hier mit dem lokalen Bezug des »Kölschen Boor«. Mit jedem gestifteten und in die 1915 aufgestellte Figur eingeschlagenen Nagel sollte Geld für die Kriegswaisen und -witwen zusammenkommen. Einzelpersonen und Gruppen, darunter auch Schulklassen, wurden als Spender rekrutiert, und ließen sich anschließend am »Boor« ablichten. Die Ergebnisse wurden dann in Sammelalben zusammengefasst.
Nachdem der Krieg sein Ende gefunden hatte, gelangte das Album 1920 und später der »Kölsche Boor en Iser« selbst als Zeugnis einer abgeschlossenen Geschichtsepoche ins Museum.
B. Reinhold, Kölner Dom: »Mer losse d‘r Dom en Kölle …«
Zwei Jahre nach Kriegsende, ein Jahr vor dem großen Domjubiläum von 1948, erwarb das Historische Museum diese Radierung mit der Ansicht des Kölner Doms von Westen. Während 1947 alles ringsum den Dom noch in Trümmern lag, konnte eine solche Ansicht der stolzen Westfassade, angefertigt um 1930, die letzten Jahre einer harmonischen und intakten Stadtarchitektur wachrufen und emotional berühren.
A. Sander, Zeughaus: Köln wie es war
August Sanders Mappenwerk „Köln wie es war“ kann mit Fug und Recht als wichtigster Bestand der Graphischen Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums bezeichnet werden. Nach langwierigen Verhandlungen verkaufte Sander 405 Vorkriegs- und 2 Trümmeraufnahmen in 16 Mappen mitsamt der Negative und allen Rechten an die Stadt Köln.
Gerhard Ebeler: Ein Welthit »us Kölle«
Der Kölner Gerhard Ebeler, vielen bekannt durch seine unzähligen kölschen Schlager-Hits und Evergreens, begann seine Gesangskarriere schon in den 1920er-Jahren. Unterwegs in der karnevalistischen Musikszene, textete er zunächst für den Revue-Star Grete Fluß. In den 1930ern landete der gelernte Steinmetz Ebeler mit »Du kannst nicht treu sein« einen Welthit.
A. Hitler, Mein Kampf: Sich der eigenen Geschichte stellen
Adolf Hitlers »Mein Kampf« ist die bekannteste und meistgedruckte Propagandaschrift aus der Zeit des Nationalsozialismus. Bis 1944 wurden an die 11 Millionen Exemplare verkauft, seit 1936 in vielen Kommunen auch an Hochzeitspaare verteilt. Hitler erhielt von jedem Exemplar zehn Prozent Tantiemen.
R. Becker, Tuschzeichnung: Protokoll einer Stadt in Trümmern
Als der Kölner Künstler Raffael Becker 1945 aus Kriegsgefangenschaft in seine Heimatstadt zurückkehrt, findet er Köln zerstört vor: 1,5 Millionen Bomben waren während des Krieges auf die Stadt gefallen. In den Trümmern seines Elternhauses im Stadtteil Sülz baut er sich eine provisorische Unterkunft, in der er in den folgenden zwei Jahren lebt und arbeitet. In dieser Zeit entstehen seine Zeichnungen vom Leben der Kölner in den Ruinen, von Not und Hunger, täglichem Mühsal, wiederwachendem Alltag, von Schwarzmarkt und Besatzungstruppen.
Plakat, 1948: Belgien in Deutschland
Dieses Plakat von 1948 ist das erste Zeichen einer Annäherung zwischen Belgiern und Kölnern. Als Teil der britischen Besatzungszone und unter britischem Befehl hatten die Belgier 1945 Quartier in Köln bezogen. Das Verhältnis zu den Kölnern blieb lange schwierig, so galt in der belgischen Armee doch striktes Fraternisierungsverbot, die Kölner litten unter der Beschlagnahme von knappem Wohnraum zu militärischen Zwecken. Die britische Regierung musste häufig vermittelnd eingreifen, dieses Fest war ein erster Versuch der Versöhnung, 1950 wurde das Belgische Haus als Kulturinstitut am Neumarkt eröffnet.
Autogrammkarte 1. FC Köln: So wie einst Real Madrid
Im Jahr 1964 sollte in Erfüllung gehen, was Franz Kremer bereits 1948 nicht müde wurde, den Mitgliedern seines damaligen Vereins Klettenberger BC von 1901 und denen der rivalisierenden Spielvereinigung Sülz 07 immer wieder anzukündigen. Mit der ehrgeizigen Frage »Wollen Sie mit mir Deutscher Meister werden?« gab er die Marschroute vor und machte um seine Visionen und Ziele keinen Hehl. Er überzeugte so die Vertreter der beiden Vereine zur Fusion und damit zur Gründung des 1. FC Köln. Autorität und Erfolgshunger zeichneten Franz Kremer, den ersten Präsidenten des neu gegründeten Vereins, aus.
J. Fessler, Kaufhalle: Lange Samstag en d‘r City
Sie alle versorgten das Köln der Wirtschaftswunderjahre mit Notwendigem und Unnötigem im Überfluss: Karstadt, Woolworth, die Kaufhalle. Der Fotograf Joachim Fessler begibt sich 1973 in das samstägliche Getümmel der innerstädtischen Fußgängerzonen und Kaufhäuser und fertigt mit seinen Fotos der Kölner im Konsumrausch ein authentisches Zeitdokument der 1970er-Jahre an.
H. Claasen, Fotobuch: Der Trümmermann
Das Werk »Gesang im Feuerofen« von Hermann Claasen dokumentiert die Zerstörung Kölns am Ende des Zweiten Weltkriegs. Der Kölner Fotograf Claasen machte – trotz strikten Fotografierverbots – bis Kriegsende zahlreiche Bilder vom (Über-)Leben in der zuletzt zu 90 Prozent zerstörten Innenstadt. Eine der anrührendsten Aufnahmen ist die »Madonna in den Trümmern«.