Weltreise auf hoher See
Das Gemälde des Künstlers Walter Neuhaus-Waltharii zeigt den »Leichten Kreuzer Köln«, wie er am 23. Mai 1928 feierlich in Wilhelmshaven vom Stapel läuft. Im Dezember 1932 begibt sich das Reichs-Marineschiff als Teil der Ausbildung für zukünftige Offiziere über das Mittelmeer, durch den Suezkanal ins Rote Meer und in den Indischen Ozean, nach Sydney, Japan und Ceylon. Am 31. März 1945 wurde das Schiff vor Wilhelmshaven schwer getroffen und auf Grund gesetzt.
Bei den biographischen Daten von Walter Neuhaus-Waltharii tappen wir völlig im Dunkeln. War er ein malender Rechtsanwalt aus Wilhelmshaven? Es liegt nahe, dass er vermutlich der Einzige war, der das Ereignis der Schiffstaufe mit einem stattlichen Ölbild für die Ewigkeit festgehalten hat. Der Zusatz »Waltharii, den er wohl zur »künstlerischen Abrundung« im Namen führte, bezieht sich vermutlich auf das Walthari-Lied Ekkehards I. (910–973), der das Heldenepos als Mönch und Dekan des Klosters St. Gallen verfasst hatte.
Weit mehr wissen wir über das abgebildete KölnSchiff, seine Vorgänger und die Nachfolger. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages dürfte die hier dargestellte »Köln III«, die am 23. Mai 1928 in Wilhelmshaven auf der Reichsmarinewerft vom Stapel lief, nur ein »Leichter Kreuzer« gewesen sein. Die beim Stapellauf verwendete Flagge befindet sich ebenfalls im Besitz des Kölnischen Stadtmuseums. Auf große Fahrt ging das Schiff am 15. Januar 1930, und der Bau verschlang die ungeheuerliche Summe von 36 Millionen Reichsmark. Der »Leichte Kreuzer« der Reichsmarine und späteren Kriegsmarine war die dritte und letzte Einheit der Königsbergklasse. Die Schwesterschiffe waren »Karlsruhe« und »Königsberg«.
Ein Ereignis für die Besatzung war eine Weltreise, die am 8. Dezember 1932 begann. Die Ausbildungsreise für zukünftige Offiziere führte von Wilhelmshaven hinaus auf hohe See nach Spanien. Im Mittelmeer wurden Italien und Ägypten besucht. Durch den Suezkanal ging es ins Rote Meer und den Indischen Ozean. Dann folgten unter anderem Sydney, Guam, Japan, China und Ceylon. Am 12. Dezember 1933 erreichte das Schiff wieder seinen Ausgangshafen.
Mit an Bord – wie konnte es anders sein – war auch ein Kölner: Hans Schmitz. Er war der Onkel des heute in Köln lebenden Fotografen Heinz Erich Lambertin. Hans Schmitz hinterließ von dieser Weltreise einen reichen Schatz an Fotografien und Teile seiner Offiziersanwärteruniform. Der »Leichte Kreuzer Köln« aber hatte ein unrühmliches Ende. Am 31. März 1945 wurde er vor Wilhelmshaven schwer getroffen und im Bauhafen der Kriegsmarinewerft auf Grund gesetzt. Die Geschützaufbauten blieben jedoch funktionstüchtig und wurden auch noch im letzten Abwehrkampf genutzt. Dann wurde das Schiff versenkt.
Doch zurück zur Taufe des Schiffes, die in Anwesenheit des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer stattfand. Unser Künstler Neuhaus-Waltharii zeigt auf seinem Bild eine Dame in der Mitte der oberen Herrengruppe. Dabei handelt es sich vermutlich um Frau Meidinger, die Witwe des vor Helgoland gefallenen Kapitäns der ersten »Cöln« (Hans Meidinger), des »Kleinen geschützten Kreuzer S.M.S. Cöln« (1908–1914). Bis heute befindet sich das »Kutterwrack« des am 28. August 1914 vor Helgoland gesunkenen Schiffes im Besitz und der Obhut des Kölnischen Stadtmuseums.
Einziger Überlebender – und es war wieder ein Kölner – war der Oberheizer Adolf Neumann. Oberbürgermeister Max Wallraf (1859–1941) berichtete darüber in der Stadtverordnetenversammlung am 17. September 1914. Er erzählte auch vom vor Norderney angeschwemmten Wrack eines Kutters des Kreuzers »Cöln« und dass Freiherr von Solemacher-Antweiler das Wrack der Stadt Köln geschenkt habe. Ferner betonte er ausdrücklich, dass das Wrack »in würdigster Weise aufgestellt« würde.
Nur vier Tage später, am 21. September 1914, findet der Kutter seinen Platz im Hofraum des neuen Rathauses am Elogiusplatz. 1915 wurde der Kutter in der Toreinfahrt, ab 1926 im östlichen Turmgewölbe der Eigelsteintorburg angebracht. Das Areal war in jener Zeit durch einen Eisenzaun geschützt, und zwei Lafetten standen unter dem Boot. Bis heute ist dieser Ort eine Gedenkstätte an 508 gefallene Marinesoldaten.
Die Tradition der »Köln-Schiffe« wurde durch die Bundesrepublik weitergeführt. Von 1958 bis 1982 durch das Geleitboot 55 (seit 1967: Fregatte) »Köln IV« und von 1984 bis 2012 mit der Fregatte FK 122 »Köln V«. Nach ihrer Außerdienststellung im Jahr 2012 wurde die Schiffsglocke der Stadt Köln übergeben. Auch sie befindet sich heute als Dauerleihgabe im Bestand des Kölnischen Stadtmuseums.
Walter Neuhaus-Waltharii: Stapellauf des »Leichten Kreuzers Köln«, 1928, Öl auf Leinwand, H: 120 cm, B: 91 cm, Inv.-Nr. HM 1928/363. Ankauf von Dr. Walter Neuhaus-Waltharii, Wilhelmshaven, 1928 für 600 Reichsmark. Foto: rba_d033549
Autor: Dr. Michael Euler-Schmidt