Leben im Diesseits, Fürsorge für das Jenseits

Conrad Orth ab Hagen war ein typischer Renaissancemensch – obwohl hochrangiger Kleriker, hatte er eine stadtbekannte Geliebte und zahlreiche nichteheliche Kinder, die er alle gut versorgte. Für sein Seelenheil aber begründete er eine bis heute bestehende Familienstiftung.


Zu sehen ist ein Gemälde von Conrad Orth ab Hagen.
Conrad Orth ab Hagen,
2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. 
Foto: rba_HM1890_11

Die lateinische Inschrift dieses Porträts eines unbekannten Kopisten verrät, dass es sich um Conrad Orth ab Hagen handelt, Doktor der weltlichen und kirchlichen Rechte, Domherr zu Köln und Dekan des Stiftes St. Georg sowie Stifter. Der Neffe des kurkölnischen Kanzlers Bernhard ab Hagen – auf dem Bild irrtümlich als Bernhard Orth bezeichnet – starb am 12. März 1589. Das Originalgemälde befindet sich als Stiftung von Friedrich von Mering seit 1822 im Besitz des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, der bis heute die Orth‘sche Familienstiftung verwaltet.

Conrad Orth wurde 1522 im westfälischen Geseke geboren. Sein Onkel mütterlicherseits war der kurkölnische Generalvikar, Großsiegelbewahrer und Kanzler (seit 1526) Bernhard ab Hagen (um 1490–1556), der ihm Studium und Promotion ermöglichte. Zum Dank nannte er sich später Orth ab Hagen. 1540 wurde der junge Conrad in Köln immatrikuliert; 1548 erwarb er den juristischen Doktorgrad und blieb bis zu seinem Tod an der juristischen Fakultät tätig. 1561/62 und 1570/71 war er Rektor der Kölner Universität.

Conrad hatte verschiedene Pfründe, die ihm einen angenehmen Lebensstil ermöglichten: Er war Kanoniker an St. Andreas, St. Severin, St. Maria im Kapitol und St. Georg in Köln sowie in Münstereifel. Seit 1554 war er auch Domherr zu Köln. Daneben stand er wie sein Onkel in Diensten des erzbischöflichen Hofes. Den 1577 neu gewählten Erzbischof Gebhard Truchsess zu Waldburg unterstützte er mit einem Darlehen. Als dieser sich dem Protestantismus zuwandte, blieb Conrad dem katholischen Glauben treu wie schon sein Onkel, der gemeinsam mit Johannes Gropper das Erzbistum Köln der katholischen Seite erhalten hatte. Dadurch verlor Conrad zwischenzeitlich alle seine Güter im von den truchsessischen Verbündeten besetzten Westfalen. Erst der Sieg Ernsts von Bayern brachte ihm sein Vermögen zurück.

Nach dem Tod seines Onkels 1556 nahm sich Conrad eine Konkubine, »ein dicke unverschämt mensch«, wie sein Zeitgenosse Hermann Weinsberg notierte. Darin folgte er dem Propst von St. Georg, Johann Gebhard von Mansfeld, seit 1558 Erzbischof, der seiner Geliebten Treingin Jabach und den beiden gemeinsamen Töchtern am Waidmarkt gegenüber von St. Georg ein Haus gekauft hatte. Conrad lebte auf großem Fuß, und anstatt mit seinem Einkommen Kirchen zu verschönern, versorgte er seine zahlreichen nichtehelichen Kinder mit einem großen Vermögen. Auch sein Onkel hatte zwei nichteheliche Söhne gezeugt, sich aber als Universalerben für den Sohn seiner Schwester entschieden unter der Bedingung, dass dieser aus dem Nachlass eine Studien- und Familienstiftung errichtete. »Zur Glorie und Ehre des allmächtigen Gottes und zur Erhaltung und Beförderung seiner christlichen Kirche« sowie für sein und seines Onkels Seelenheil begründete Conrad eine bedeutende Familienstiftung. Sie sollte jungen vielversprechenden Männern, die im Gegenzug für »mein … und meines geliebten Onkels Seele fromm und andächtig beten wollen und können«, ein Studium der Theologie oder Jurisprudenz ermöglichen. Außerdem vermachte er seine Bibliothek diesen zukünftigen Stipendiaten und sorgte für genügend Mittel zur Anschaffung weiterer Literatur. Darüber hinaus verfügte er auch, dass einem »ehrbar erzogenen, frommen und züchtige[n] Mädchen« in seiner Verwandtschaft, welches in den religiösen Stand eintreten oder sich verehelichen wollte, 100 Goldgulden als Mitgift gegeben werden sollte.


Conrad Orth ab Hagen, Kolnisch, 2. Halfte des 16. Jahrhunderts – alte Kopie, Öl auf Holz; H: 35 cm, B: 27 cm, Inv.-Nr. HM 1890/11. Ankauf von »Alterthumerhandler« Anton (Toni) Schmitz, Köln, fur 2 Mark. Foto: rba_HM1890_11

Autor: Rita Wagner M. A.