Eine Bronzefibel der Salierzeit

Fibeln, wie Schmuckstücke gestaltet, waren im Mittelalter unverzichtbarer Bestandteil der mitteleuropäischen Frauenkleidung. Mit ihnen konnten Hemd und Mantel schnell und praktisch verschlossen werden.


Man sieht eine Bronzefibel aus dem Jahr 1000
Bronzefibel, 10./11. Jahrhundert. Foto: rba_d033458

Kleine Scheibenfibeln aus Bronze, Messing oder anderen preiswerten Metalllegierungen waren in der Karolinger-, Ottonen- und Salierzeit fester Bestandteil der mittelalterlichen Frauentracht. Die Damen trugen die kleinen Schmuckstücke meist auf der Brust oder unterhalb des Kinns, um damit einen Mantel zu verschließen. Eine zweite, manchmal auch dritte Fibel, hielt ein darunter getragenes, am Hals geschlitztes weißes Hemd mit langen Ärmeln zusammen.

Fibeln dieses Typs sind in unzähligen Varianten über große Teile Europas verteilt. Meist handelt es sich um Siedlungs- oder Einzelfunde; nur in den Randbereichen des Reiches sind sie auch als Grabbeigaben überliefert.

Unsere Fibel, deren Fundumstände nicht bekannt sind, gehört zur Gruppe der Emailscheibenfibeln mit Tierornamentik auf dem Mittelplateau und abgesetztem verziertem Perlrand. Fibeln mit doppeltem Perlrand und nach links blickendem heraldischem Adler bilden innerhalb dieses Typs eine recht seltene Variante. Der ursprüngliche emaillierte Grubenschmelz ist nicht erhalten. Besser erhaltene Vergleichsfunde weisen roten und orangefarbenen Schmuckdekor auf. Von der ehemaligen Nadelkonstruktion auf der Rückseite zeugen nur noch Lötspuren.

Insgesamt sind circa zehn Fibeln dieser Variante bekannt. Ihre Verbreitung reicht von Österreich über die Schweiz und Süddeutschland bis in das Rhein-Mosel-Gebiet. Soweit sich diese Fibeln datieren lassen, gehören sie in die zweite Hälfte des 10. und die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts. Die »alte« Datierung in die Merowingerzeit ist damit obsolet.

Erworben wurde die Fibel von dem Sammler (und gelegentlichen Händler) Hermann-Josef Lückger. Die Familie Lückger sammelte seit Generationen.

Der erste war wohl Johann Wilhelm Lückger (1752– 1827), auch seine Nachkommen Johann Mathias Lückger, Vater und Sohn, führten das Werk eifrig dort. Hermann Joseph Lückger (1864–1951) entwickelte daneben eine ganz besondere Leidenschaft für das Forschen.


Bronzefibel, 10./11. Jahrhundert, Dm. 2,5 cm, Fundort unbekannt, Inv.-Nr HM 1893/6. Ankauf aus der Sammlung Hermann-Josef Lückger für 2,50 Mark. Foto: rba_d033458; rba_014838

Autor: Dr. Marcus Trier