Das bisschen Haushalt

Die »Große Wäsche« war noch im 19. Jahrhundert ein familiäres Großereignis. Wer es sich leisten konnte, bestellte bis zu einem halben Dutzend Waschfrauen ein, die dann innerhalb von drei bis sechs Tagen die gesamte Wäsche der letzten ein bis zwei Monate wuschen. Die allermeisten Familien – und hier vor allem die Mädchen und Hausfrauen – mussten die körperlich extrem anstrengende Arbeit allerdings selbst verrichten. Insbesondere seitdem Wäsche wie Bettbezüge und Tischdecken, Handtücher, Unterwäsche und dergleichen mehr zur Massenware geworden waren, wuchs auch der Wäscheberg bei ärmeren Familien stetig an.


Man sieht eine Bottichwaschmaschone mit einem Bottich aus Holz und einem Metallaufbau.
Bottichwaschmaschine, Firma Holighaus, Deutschland, um 1950, KSM 1991/196. Foto: rba_d033539

Wäschestampfer, Emaille- oder Zinkschüssel, Feuerstelle, Wassereimer, Seife und Soda – mehr hatten die Waschfrauen meist nicht zum Waschen zur Verfügung. Gebleicht wurde in der Sonne, gebügelt mit Plätteisen oder Mangeln. Erste Versuche, den Waschvorgang maschinell zu erleichtern, scheiterten daran, dass die Kleidung entweder nicht sauber wurde oder in der Maschine zerriss. Erst im 20. Jahrhundert wurden Geräte entwickelt, die preislich und funktional so angemessen waren, dass sie größeren Absatz fanden.

Bottichwaschmaschinen wie diese der Marke Holighaus konnten die Arbeit jedoch nur geringfügig erleichtern: Da sie weder über einen Motor zum Antrieb des innen liegenden Rührarms noch über ein Heizelement verfügten, mussten diese Arbeitsschritte noch selbst erledigt werden. Das auf dem Ofen oder in einem Bottich erhitzte Wasser und das Waschmittel wurden von oben eingefügt. Mit einer Handkurbel wurde die Wäsche innen hin- und hergerührt.

Ein weiterer Nachteil: Bottichwaschmaschinen verbrauchen relativ viel Wasser. Dieses Modell fasst insgesamt rund 220 Liter. Der Verbrauch wird bei 100 bis 150 Litern gelegen haben. Entsprechend hoch war auch der Verbrauch an Brennstoffen zum Erhitzen des Wassers.

Waschmaschinen blieben zunächst teure Anschaffungen, die sich nicht viele Familien leisten konnten. Noch 1961 kostete eine Bottichwaschmaschine wie diese um die 800 DM, einen Betrag, für den ein Industriearbeiter damals etwa sechs Wochen arbeiten musste. Die Bochumerin Brunhilde Peters bot die Maschine, die aus dem Nachlass ihrer Eltern stammte, dem Museum im März 1991 an.

Hier wurde sie mit Hilfe des Fördervereins gern für 500 DM angekauft, da ein ähnliches Stück der Sammlung vom damaligen Museumsdirektor Dr. Werner Schäfke nur noch als »Schrott« bezeichnet werden konnte.

In den 1990er Jahren wurden überhaupt viele historische Küchengeräte, Staubsauger und sonstige elektronische Geräte angekauft und gesammelt. Der in den 1980er Jahren entwickelten Forschungsrichtung der »Alltagsgeschichte« galt die Elektrifizierung als eine der wesentlichen Veränderungen alltäglicher Wohn- und Arbeitssituationen der Menschen im 20. Jahrhundert.

Oft wurde zuvor die Einführung elektrischer Geräte in deutschen Haushalten von Zeitgenossen wie Historikern zur »Befreiung« der »Frau« stilisiert. Die Kölner Sozialpolitikerin (Zentrum) Dr. Amalie Lauer (1882–1950) schrieb 1926, dass Hausarbeit »an Kalorienverbrauch der Schwerarbeit in der Industrie gleichkommt. Es nimmt deshalb nicht wunder, daß Frauen mit ihrer schwächlichen körperlichen Konstitution oft so rasch verblüht und alt werden, wenn sie einen großen Haushalt oder eine kinderreiche Familie zu versorgen haben.« Und weiter: »Am meisten leidet die notwendige Erholungszeit der Frau und die Gemütlichkeit des Heims darunter.«

Die Waschmaschine als Bewahrerin der weiblichen Schönheit und ästhetischen Häuslichkeit? Eher nicht, denn mit den Maschinen kam noch etwas anderes ins Haus: ein hoher Anspruch. Wurde die Kleidung früher nur alle zwei Wochen gewaschen, so kam ein Hemd nun nach nur einer Woche oder zwei Tagen in die Wäsche. Gleiches galt für Bettwäsche, Arbeitskleidung, Tischdecken usw. Die »Rationalisierung des Haushalts« sorgte für mehr Hygiene und Sauberkeit und letztlich auch weniger körperlich anstrengende Arbeit, nicht aber für eine Befreiung der Frau. Der Ökonom J. K. Galbraith konstatierte 1976 in diesem Zusammenhang sogar die Verwandlung der Hausfrauen in eine »heimliche Dienerklasse«.


Bottichwaschmaschine, Firma Holighaus, Deutschland, um 1950, Holz, Metall; H: 100 cm, B: 80 cm, T: 60 cm; Bottich: H: 77 cm, Dm: 60 cm, Inv.-Nr. KSM 1991/196. Ankauf von Brunhilde Peters, Bochum. Foto: rba_d033539

Autor: Sascha Pries