Man kennt sich, man hilft sich?
Das Bild zeigt den Bildhauer Gustav Blaeser, gemalt von dem seinerzeit beliebten Düsseldorfer Geschichts- und Porträtmaler Julius Schrader. Blaeser war nicht nur als geborener Kölner, sondern auch als Schöpfer des Königsdenkmals auf dem Heumarkt mit seiner Heimatstadt eng verbunden.
Dargestellt ist der Bildhauer Gustav Blaeser (1813– 1874), der bereits in jungen Jahren mit den Eltern nach Köln übersiedelte. Hier wurde er von 1815 bis 1818 in der privaten Zeichenschule von Egidius Mengelberg und dann in der ebenfalls privaten Bildhauerschule von Caspar Arnold Grein ausgebildet. 1828 bis 1831 erfuhr er seine »Feinausbildung« als Holzbildhauer und als Porträtist bei dem Kölner Bildhauer Christoph Stephan, der zu der Zeit seine ersten an der Neugotik orientierten Werke schuf. Hier konnte Blaeser auch schon erste Erfahrungen mit der Restaurierung historischer Plastiken sammeln und sie bei den entsprechenden Arbeiten am Mainzer Dom nutzbar machen. 1834 wechselte er an die Kunstakademie Berlin, wo er Schüler des im idealisierenden Klassizismus tätigen Bildhauers Christian Daniel Rauch wurde.
Nach einer Italienreise 1844 bis 1845 ließ er sich 1846 endgültig in Berlin nieder. 1855 erinnerte sich der Mäzen des Kölner Museums, Johann Heinrich Richartz, Blaesers rheinischer Herkunft und übertrug bzw. vermittelte ihm mehrere Arbeiten für das im Bau befindliche Museum (Plastiken bis 1862 fertiggestellt). Eher alptraumhaft entwickelte sich für den Künstler die Umsetzung des Denkmals für König Friedrich Wilhelm III. am Heumarkt, zu dem er 1855 sein erstes Modell lieferte. Das Vorhaben, von vorneherein durch unselige politische und grundsätzlich-ideologische Diskussionen überschattet, wurde durch zwei eher dilettantisch durchgeführte Wettbewerbe seitens der Stadt Köln unterbrochen, bis er 1864 endgültig den Auftrag erhielt, bis 1870 fleißig an den Modellen arbeitete, dann krankheitsbedingt abbrach und die Vollendung nicht mehr erleben durfte.
Mit seinem letzten größeren Auftrag für Köln dürfte er glücklicher gewesen sein: dem Reiterstandbild »König Friedrich Wilhelm IV«, 1859 in Auftrag gegeben, 1867 vollendet und noch im gleichen Jahr auf der Weltausstellung in Paris stolz gezeigt und prämiert.
Möglicherweise waren es diese Verbindungen mit Köln, die das Museum dazu veranlasste, das Porträt als Geschenk anzunehmen. Der Porträtist, der mit dem Dargestellten freundschaftlich verbunden war, war der Geschichts- und Bildnismaler Julius Schrader (1815–1900), Sohn des Malers Antonio Schrader. Ab 1830 studierte er an der Berliner Kunstakademie, danach von 1837 bis 1844 unter Wilhelm Schadow an der Düsseldorfer Akademie. 1845 bis 1847 unternahm er eine ausgedehnte Studienreise nach Belgien, Frankreich, Italien und England und lebte ab 1848 in Berlin. Vom gleichen Jahr an bis 1892 leitete er eine Malklasse an der Akademie. 1852 zum Professor ernannt, wurde er alsbald zu einem sehr geschätzten Porträtisten. 1875, also kurz nach dem Tode Blaesers, malte er das hier vorgestellte Bild.
Der Schenker, Oberst Ernst Freiherr von Wilczeck, von dem nicht bekannt ist, wie er in den Besitz des Bildes gelangte, ist in der Zeit von 1922 bis 1942 in Köln nachweisbar; zunächst wohnte er in der Neustadt, Bismarckstraße 13, ab 1931 in Riehl, Bodinusstraße 2.
Julius Schrader: Gustav Blaeser, 1875, Öl auf Leinwand, H: 79 cm, B: 56 cm, Inv.-Nr. RM 1942/30. Schenkung von Ernst Freiherr von Wilczeck, Oberst a. D. vom 24. 7. 1942. Foto: rba_d033355
Autor: Dr. Johannes Ralf Beines